Test-Ergebnis
VR-Erlebnis
Nutzwert
Content-Angebot
Geht so
Fazit: ARD und ZDF sind in Sachen VR mit dabei. Aber die niedrige Bildqualität verleidet den Trip nach Rio.
Virtual Reality steckt noch in den Kinderschuhen und die Öffentlich-Rechtlichen sind schon dabei. Respekt! Das Medium Internet hatte man bei ARD und ZDF lange Zeit verpennt. In Sachen VR will man nun offenbar zu den Pionieren gehören.
Für die Olympischen Spiele in Rio bieten sowohl ARD als auch ZDF jetzt eine VR App an. Damit kann man ausgesuchte Olympische Sportveranstaltungen als 360-Grad-Video ansehen – entweder live oder auf Abruf. Die Apps stehen für Android und iOS in den entsprechenden Appstores bereit und können so per Smartphone mit Cardboard genutzt werden. Besitzer einer Samsung Gear VR können die Apps im Oculus Store downloaden (Download-Links siehe unten). Mit knapp 30 MB ist der Umfang relativ knapp gehalten.
Die ARD Sportschau nennt ihre App „ARD Rio 2016 in 360°“. Das ZDF hat sich für den Titel „Olympia 360° mit dem ZDF“ entschieden. Beide Apps sind ansprechend aber auch völlig identisch aufgebaut. Das Ausgangsmenü versetzt einen in die Vogelperspektive über Rio mit Blick auf die berühmte Jesus-Statue „Cristo Redentor“, die Copacabana und den Zuckerhut.
Als Nutzer der App wählt man die Videos per Kopfbewegung aus und kann sie per Knopfdruck auf das Touchpad der Samsung Gear VR oder den Magneten des Cardboards starten. Das Angebot umfasst unter anderem Videos der Eröffnungsfeier, Beachvolleyball-Matches und jede Menge Boxkämpfe in den nächsten Tagen. Live-Übertragungen sind als Stream verfügbar, Videos aus dem Archiv können ebenfalls per Stream oder alternativ als Download abgerufen werden.
360-Grad-Videos vs. 180-Grad-Videos
Alle Videos bieten einen vollen 360-Grad-Rundumblick. Das ist für die Erfahrung der Olympischen Stimmung vor Ort von Vorteil, weil man nicht nur das Spielgeschehen, sondern auch die Reaktionen des Publikums miterleben kann. Ebenfalls positiv: Die Videos liefen mit unserer Breitband-Internetverbindung weitgehend ruckelfrei.
Die Bildqualität – gerade der Streams – ist jedoch bescheiden. Die sportlichen Höchstleistungen vor der Kameralinsen verwischen so teilweise zu einem bewegten Brei, der im Gegensatz zu den HD-Fernsehbildern der Öffentlich-Rechtlichen wenig Begeisterung wecken kann. Einen räumlichen Eindruck und Bildtiefe wie bei 3D-Videos können die über die App gestreamten Bilder ebenfalls nicht vermitteln. Eher hat man den Eindruck, die übertragenen Bilder seien die Tapete einer riesigen Kugel, in deren Mittelpunkt man sich als Zuschauer befindet.
Diese Einschränkungen haben Gründe. Ein Problem ist, dass die zu übertragenden Bilddaten bei 360-Grad-Videos enorm sind. Damit Downloadmenge und Hardware-Anforderungen nicht zu Problemen führen, muss man die Bildqualität herunterschrauben. Ein Kompromiss, der für Übertragungen, bei denen ein bestimmtes Geschehen im Fokus steht, nicht unbedingt optimal ist.
Andere Apps gehen bei VR-Videos einen anderen Weg. Sie verzichten auf einen Rundumblick, übertragen stattdessen einen Bildausschnitt von 180 Grad – dafür aber in höherer Auflösung. Dreht der Zuschauer seinen Kopf über den Bildausschnitt hinaus nach rechts oder links erhält er einen schwarzen Bildschirm.
Auch für Olympia in VR ist das Abwägen dieser Alternativen von entscheidender Bedeutung für das VR-Erlebnis. Ein Rundumblick ins Publikum ist zwar für den ersten Eindruck der Atmosphäre vor Ort interessant. Auf Dauer aber will man sich auf den sportlichen Wettkampf konzentrieren.
Ob Beachvolleyball, Boxen, Fechten, Tischtennis etc. Die meisten Olympischen Sportarten besitzen einen klaren Fokus des Geschehens. Für den Zuschauer bietet der 360-Grad-Rundumblick nur in wenigen Fällen einen echten Mehrwert. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Kamera bei der Eröffnungsfeier im Mittelpunkt der Show platziert wird, Tänzer und Figuren so aus allen Richtungen beobachtet werden können. Auch der Rundumblick am Strand von Rio de Janeiro gewinnt durch 360 Grad, weil nur so das bunte Treiben aus Badenden, Fußball spielenden Kindern und Geschäftemachern vollständig dokumentiert wird.
Beim weitaus größeren Teil der Videos wiegt der Verlust der Bildqualität allerdings schwerer als der Vorteil durch volle 360 Grad. Wir sind daher der Meinung, dass 180-Grad-Videos mit höherer Bildqualität für Olympia in VR die bessere Alternative gewesen wäre.
Download-Links:
ARD-App iOS
ARD-App Android
ARD-App Samsung Gear VR
ZDF-App iOS
ZDF-App Android
ZDF-App Samsung Gear VR